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Eine Fußgängerzone in Weil – velofrei !?

Aber wohin nun mit den Radfahrern? Die IG Velo nennt die Entscheidung falsch und will aus dem Rathaus Antworten. Weil am Rhein hat sich eine Fußgängerzone verordnet, ursprünglich gedacht ab 29. September, zwischen Sparkassen- und Schlaufenkreisel. Zur Beschlussvorlage der Stadtverwaltung – vom Gemeinderat im Juli mit Mehrheit gutgeheißen – gehörte ein Verbot des Radfahrens, ohne Ausnahme.

Bereits in der öffentlichen Ratssitzung hat die IG Velo nachgefragt, wieso für den Radverkehr keine Ausnahmeregelung vorgesehen ist bzw. welche alternativen Routen geplant sind – und leider keine Antworten erhalten. Mittlerweile hat sich die Stadt mit den Gewerbetreibenden an der Hauptstraße auf eine Verschiebung des Starts in das Frühjahr 2023 geeinigt. Doch die Fragen bleiben.

Direkte Verbindung gekappt

Der Standpunkt der IG Velo ist klar. Der als Fußgängerzone vorgesehene Teil der Hauptstraße ist die kürzeste und direkte Verbindung zwischen Friedlingen und Altweil. Als solche ist er eine ausgeschilderte Route im regionalen Radwegenetz und Bestandteil mehrerer Touren im „2 Ufer, 3 Brücken“-Projekt. Außerdem ist er für Schüler aus Friedlingen die direkte Strecke zum Schulzentrum an der Egerstraße. Die Route ist auch in dem in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung entwickelten Schulradwegeplan vorgesehen und im (auf der Internetseite der Stadt verfügbaren) Veloplan deutlich hervorgehoben.

 

Testlauf klappte mit Velos

Bei einem Testlauf für eine Fußgängerzone, im Sommer 2020, war das Radfahren erlaubt worden, was ein bei der Präsentation der Beschlussvorlage benutztes Symbolbild eindrücklich zeigte: Hier waren keine Fußgänger, wohl aber Velofahrer abgebildet. Von diesem Versuchsbetrieb der Fußgängerzone sind keine negativen Auswirkungen durch Radler bekannt.

 

Wo ist denn das Problem?

Es ist schwer nachvollziehbar, warum eine mit damals vergleichbare Regelung für Velos nicht wenigstens versuchsweise in der Fußgängerzone übernommen werden kann. Wie könnte es auf einer Breite, die dem Begegnungsverkehr zweier Busse gerecht wird, zu Konflikten zwischen Fußgängern und langsam fahrenden Radlern kommen? Warum will man hier Konflikte vermeiden, von denen gar nicht bekannt ist, ob es sie überhaupt geben wird? Da die Straße für den Autoverkehr von Anwohnern und von Linienbussen weiter genutzt werden soll, erscheint ein dauerhaftes Verweilen der Fußgänger auf der heutigen Fahrbahn ohnehin nicht vorgesehen.

Und wo ist die Alternative?

Wo sollen die Radfahrer hin? Bereits heute sind Probleme in den parallel zur Fußgängerzone verlaufenden Straßen offensichtlich, die nicht selten zu gefährlichen Situationen führen. Zum Beispiel ist in der Schillerstraße der Parkdruck so hoch, dass man zwischen ein- und ausparkenden oder wartenden Autos selbst mit einem Fahrrad kaum passieren kann. Ein Überholen von Radfahrern mit dem gesetzlichen Mindestabstand ist nicht möglich. Für eine brauchbare Radroute als Alternative zur Fußgängerzone wäre hier ein Wegfall der Parkplätze auf der Südseite unerlässlich.

 

Umweltfreundlich einkaufen?

Aber nicht nur für den durchgehenden Radverkehr ist die vorgesehene Lösung ungeeignet. Auch für den Zielverkehr zu Gewerbetreibenden in der Hauptstraße stellt ein Veloverbot eine zusätzliche Hürde dar. Gerade die direkte Erreichbarkeit der Geschäfte mit dem Velo ist ein gewichtiges Argument für das umweltgerechte Einkaufen mit dem Fahrrad. Viele Radfahrende erreichen ihr Ziel in der Fußgängerzone vermutlich auch schiebend, aber die Handhabung von Lastenvelos, Kindertransportfahrrädern und Fahrradanhängern ist dadurch erheblich schwieriger als fahrend

Drei Fragen ohne Antwort

• Wo lässt man sein Fahrrad, wenn man es nicht schieben will oder kann?

• Wo sind die Abstellflächen, die das sichere Anschließen des Fahrrades und idealerweise das Einschließen von Gepäck und Einkauf nahe am Ziel ermöglichen?

• Welche Anreize zur Wahl eines umweltverträglichen Verkehrs schafft die Stadt, wenn die Fußgängerzone bequem von der großen Tiefgarage der Dreiländergalerie aus erreichbar ist?

Klima braucht das Velo

Als Reaktion auf den Klimawandel ist eine Stärkung des Radverkehrs ein wichtiger Bestandteil einer ökologischen Verkehrswende. Wäre es nicht sinnvoller, Radverkehr in unserer Innenstadt nicht auszuschließen, sondern Radler ausdrücklich hierher einzuladen?

Die IG Velo hat die Stadtverwaltung gebeten, ihre Haltung zum Radverkehr noch einmal zu überdenken. Sie hat ihre Mitarbeit bei der Erarbeitung alternativer Konzepte angeboten. (kg)

 

Foto: Beim Testlauf 2020 konnte in der Fußgängerzone geradelt werden was keinerlei Probleme machte. Unser Fotograf drückte ab, als eine größere Gruppe Radler passierte.